Die unsichtbare Bedrohung: Mikroplastik in unserem Alltag
Wien (OTS) – Mikroplastik ist mittlerweile überall: im Boden, in der Luft, die wir einatmen, im Wasser, das wir trinken, und es kann in unsere Lebensmittel gelangen. Auf der Fachtagung „Mikroplastik – Eine aktuelle Herausforderung?“ des Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverbands (ÖWAV) und des Bündnis Mikroplastikfrei im Tech Gate Vienna machten Expert:innen unterschiedlichster Fachrichtungen deutlich: Mikroplastik betrifft uns alle – und wir können etwas tun, dass weniger davon in unsere Umwelt gelangt.
Was ist Mikroplastik?
Mikroplastik sind winzige Kunststoffpartikel, die kleiner als 5 Millimeter sind. Diese Partikel entstehen durch den Zerfall größerer Kunststoffteile oder werden bereits in dieser Größe produziert, um in Kosmetika oder Reinigungsmitteln verwendet zu werden. Die Herausforderung bei Mikroplastik besteht darin, dass es aufgrund seiner Größe schwer zu erfassen und zu beseitigen ist.
Wie entsteht Mikroplastik?
Viele Partikel entstehen unbemerkt und unbeabsichtigt: durch Reifenabrieb, Kunststoffbeschichtungen, Verpackungen, Sport- und Funktionskleidung oder landwirtschaftliche Anwendungen wie Folien oder Wuchshüllen. „Um Emissionen zu reduzieren, braucht es Aufmerksamkeit, wo Kunststoff-Produkte erodieren, Abrieb verursachen, zerfallen und so zu Verlusten in die Natur führen,“ betonte Walter Hauer, Präsident des Bündnis Mikroplastikfrei.
Was wir heute wissen
- Mikroplastik ist in unseren Organen und im Blut angekommen und nachweisbar.
- Böden und Gewässer gelten als dauerhafte Speicher, wobei derzeit davon ausgegangen wird, dass die Akkumulation in den Böden bisher unterschätzt wurde – die Mengen sind größer als bisher gedacht.
- Von Mikro- und Nanoplastik gehen relevante Gefährdungen für Ökosysteme und die menschliche Gesundheit aus.
- Mikroplastik ist ein heterogenes Gemisch an unterschiedlichsten Stoffen und das ist eine große Herausforderung für Analytik und Risikobewertung.
- Ein großer Teil der Emissionen entsteht dort, wo die Freisetzung unbeabsichtigt erfolgt.
Die Tagung zeigte klar: Es braucht keinen Alarmismus, aber wir dürfen das Thema nicht unterschätzen: Denn Mikroplastik ist allgegenwärtig und kann aus der Umwelt nicht mehr zurückgeholt werden.
Globale Perspektive und Vergleich
Im Vergleich zu anderen Ländern in Europa hat Österreich bereits verschiedene Initiativen gestartet, um die Mikroplastikbelastung zu reduzieren. In Deutschland beispielsweise gibt es strenge Vorschriften zur Vermeidung von Mikroplastik in Kosmetika. In Schweden werden innovative Technologien entwickelt, um Mikroplastik aus Abwässern zu filtern.
Konkrete Schritte zur Reduktion
Neben der notwendigen Forschung und weiteren Regulierung gibt es konkrete Schritte, die im Alltag sofort Wirkung zeigen:
- Obst und Gemüse unverpackt kaufen
- In der Küche: auf Kunststoffschneidbretter verzichten, Kunststoffgefäße nicht stark erhitzen; Spülschwämme aus Naturfaser verwenden.
- Kleidung: Naturfasern bevorzugen und Kleidung lange nutzen, keine Fast Fashion
- Reifenabrieb reduzieren: Fahrverhalten, richtiger Reifendruck, Tempo reduzieren
- Entsorgung: getrennte Sammlung von Papier, Kunststoffen und Bioabfällen (bitte keine Verpackungen in die Biotonne!)
Zukunftsausblick: Was können wir erwarten?
Die Reduktion von Mikroplastik ist eine langfristige Aufgabe, die sowohl individuelle als auch politische Maßnahmen erfordert. Experten erwarten, dass in den nächsten Jahren neue Technologien entwickelt werden, um Mikroplastik effizienter aus der Umwelt zu entfernen. Gleichzeitig wird an biologisch abbaubaren Kunststoffen geforscht, die die Umwelt weniger belasten.
Politische Zusammenhänge und Abhängigkeiten
Die Problematik des Mikroplastiks ist eng mit der globalen Kunststoffproduktion verknüpft. Politische Maßnahmen zur Reduktion von Mikroplastik müssen international abgestimmt werden, da die Partikel über Ländergrenzen hinweg transportiert werden. Die Europäische Union spielt eine entscheidende Rolle bei der Festlegung von Standards und Richtlinien zur Mikroplastikreduktion.
Expertenmeinungen
„Mikroplastik ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, die nicht nur die Umwelt, sondern auch die menschliche Gesundheit bedroht“, sagt Dr. Julia Meier, Umweltwissenschaftlerin an der Universität Wien. „Wir müssen jetzt handeln, um zukünftige Generationen zu schützen.“
Fazit
Die Tagung machte deutlich: Mikroplastikreduktion ist eine Frage der Verantwortung für zukünftige Generationen. Mikroplastik ist beständig und wird uns als Thema gesamtgesellschaftlich weiter beschäftigen. Mit Wissen, Innovation und bewussten Alltagsentscheidungen kann jede und jeder dazu beitragen, Mikroplastik zu reduzieren – und damit Umwelt und Gesundheit schützen.