Pflegende Angehörige am Rande des Zusammenbruchs
Sie sind die stillen Helden unseres Pflegesystems: Angehörige, die sich aufopferungsvoll um ihre Liebsten kümmern. Doch die Belastung ist enorm und oft unsichtbar. In Salzburg beziehen aktuell rund 26.000 Menschen Pflegegeld. Davon leben etwa 5.000 in Alten- und Pflegeheimen, während über 21.000 Menschen zu Hause, meist von ihren Angehörigen, betreut werden. Diese Zahlen zeigen, wie wichtig pflegende Angehörige für unser System sind, doch sie stehen häufig kurz vor dem körperlichen oder emotionalen Zusammenbruch.
Der Alltag der pflegenden Angehörigen
Der Alltag dieser Menschen ist geprägt von ständiger Begleitung, emotionaler Unterstützung und Organisation. Selbst wenn professionelle Hilfe durch Hauskrankenpflege oder Haushaltshilfe vorhanden ist, bleibt für die Angehörigen oft viel zu tun. Ein Beispiel ist die Kurzzeitpflege, die Entlastung bieten soll. Doch was passiert, wenn diese Angebote nicht ausreichen?
Die unsichtbare Last der Pflege
Besonders herausfordernd sind demenzielle Erkrankungen, bei denen sich das Verhalten der betroffenen Person drastisch ändern kann. Diese Veränderungen zu akzeptieren, fällt vielen Angehörigen schwer. Christian Struber, Präsident des Hilfswerk Salzburg, betont: „Die größte Sorge, die ich immer wieder höre, ist die Angst vor Überforderung.“ Diese Angst ist berechtigt, denn viele wissen nicht, wo sie Hilfe finden können.
Finanzielle Hürden und die Rolle der Spenden
Die Unterstützung pflegender Angehöriger kostet Geld. Öffentliche Mittel des Landes oder der Gemeinden sind wichtig, doch in vielen Bereichen reichen sie nicht aus. Beispielsweise ist „Essen auf Rädern“ auf Spenden angewiesen, um die Kosten für Nutzer niedrig zu halten. Jährlich werden rund 200.000 Euro benötigt, um diese und andere Angebote aufrechtzuerhalten.
Was können Betroffene tun?
Christian Struber rät: „Suchen Sie sich frühzeitig Unterstützung!“ Viele zögern, Hilfe zu holen, bis es zu spät ist. Doch es ist keine Schwäche, um Hilfe zu bitten. Nur mit Unterstützung kann die Pflege langfristig zu Hause ermöglicht werden.
Freiwilliges Engagement als Lösung?
Eine mögliche Lösung liegt im freiwilligen Engagement. Struber sieht großes Potenzial in der Generation, die gerade in Pension geht: „Wenn es gelingt, diese Menschen für freiwilliges Engagement zu begeistern, wäre das großartig.“ Möglichkeiten gibt es viele, sei es als Fahrer für „Essen auf Rädern“ oder im Besuchsdienst in Pflegeheimen.
Vergleich mit anderen Bundesländern
Auch in anderen Bundesländern ist die Situation ähnlich angespannt. In Wien beispielsweise sind die Zahlen vergleichbar hoch, und auch dort sind pflegende Angehörige eine tragende Säule des Systems. Doch die Unterstützung variiert. In Tirol gibt es beispielsweise mehr staatlich geförderte Angebote zur Entlastung, was zeigt, dass regionale Unterschiede eine Rolle spielen.
Historische Perspektive
Historisch gesehen hat die Pflege in Österreich immer eine große Rolle gespielt. Bereits in den 1980er Jahren wurden erste Maßnahmen zur Unterstützung pflegender Angehöriger eingeführt. Doch trotz dieser Bemühungen steigt der Bedarf stetig an.
Die Zukunft der Pflege
Wie sieht die Zukunft aus? Experten sind sich einig, dass die Zahl der Pflegebedürftigen weiter steigen wird. Die Alterung der Gesellschaft ist ein entscheidender Faktor. Eine nachhaltige Lösung erfordert eine Kombination aus staatlicher Unterstützung, freiwilligem Engagement und privaten Initiativen. Ohne diese wird die Pflegekrise weiter eskalieren.
Die Politik ist gefordert, neue Wege zu finden, um die Pflege zu finanzieren und zu organisieren. Nur so kann sichergestellt werden, dass pflegende Angehörige nicht weiter überlastet werden.
Ein dringender Appell
Zum Abschluss ein dringender Appell an alle, die helfen können: Engagieren Sie sich! Jede noch so kleine Hilfe kann einen Unterschied machen. Und für alle Betroffenen: Zögern Sie nicht, Hilfe anzunehmen. Es ist keine Schande, sondern ein notwendiger Schritt, um die Pflege langfristig zu sichern.